Geht Matcha zur Neige? Japan steht vor einer noch nie dagewesenen Knappheit

Es handelt sich nicht nur um einen Tee oder eine Modeerscheinung. In den letzten Jahren hat Matcha die Coffeeshops in halb Spanien erobert, die Regale von Kräutergeschäften und Supermärkten gefüllt und ist der unbestrittene Star von Tausenden von Rollen, Pinterest-Fotos und Influencer-Mixern geworden. Seine intensive Farbe, seine angeblichen antioxidativen Eigenschaften und seine exotische Ausstrahlung haben viele dazu veranlasst, ihn als gesunde (und sehr coole) Alternative zum Kaffee zu betrachten.
In Städten wie Madrid, Barcelona und Valencia sind die auf dieses grüne Getränk spezialisierten Lok ale wie Kirschblütenzweige im Frühling aufgeblüht. Und auch wenn es für manche immer noch eine Hipster-Laune ist, so hat sich Matcha doch fest im Tagesablauf derjenigen etabliert, die mehr als nur Koffein suchen.
Aber es geht nicht nur um perfekten Schaum und Keramikschalen: Japan, der weltweit führende Hersteller, hat eine Warnung herausgegeben. Und ja, es wird zu Engpässen kommen.
Viel mehr als nur Tee
Es ist nicht nur ein grünes Pulver, das auf Instagram gut aussieht. Matcha - der gemahlene Tee, der Feinschmecker, Influencer und Cafés auf der ganzen Welt zum Seufzen bringt - könnte seine letzten goldenen Tage erleben. Japan, der weltweit führende Produzent, hat eine Warnung ausgesprochen, die nicht lange auf sich warten ließ: Wenn wir so weitermachen, wird es mehr Nachfrage nach Matcha geben als grünes Pulver zum Mahlen.
Aber wie sind wir hierher gekommen? Um das zu verstehen, muss man weit über den perfekten Milchkaffeebecher, die minimalistische Keramikschale und die Bambusbürste, deren Namen ich mir nicht merken kann, hinausschauen.
Der unaufhaltsame Aufstieg des grünen Pulvers
Jahrhundertelang wurde Matcha in Japan zu zeremoniellen Zwecken verwendet: ein exklusiver Tee, der für ganz besondere Momente reserviert war. Heute findet er seinen Weg in Smoothies, Keksen, Gesichtsmasken, Cocktails und sogar in frischen Nudeln. Was einst ein Ritual mit jahrhundertelanger Geschichte war, ist heute ein globaler Trend. Und ja, es ist zum Teil die Schuld (oder der Verdienst) von TikTok, Instagram und Pinterest, die ihn in den Status eines Superfood-Wunders erhoben haben. Nur wenige Zutaten haben die ästhetische Karte so gut gespielt.
Nach Angaben des japanischen Landwirtschaftsministeriums, über die die französische Zeitung Le parisien berichtet, hat sich die Nachfrage nach Matcha in nur einem Jahrzehnt verdreifacht: von 1.430 Tonnen im Jahr 2012 auf mehr als 4.100 Tonnen im Jahr 2023. Die Hälfte der Produktion wird bereits exportiert. Und was wie eine Modeerscheinung aussah, ist zu einer ebenso alltäglichen Gewohnheit geworden wie Kaffee.
Matcha kennt keine Eile
Genau hier beginnt das Problem. Matcha lässt sich nicht schnell herstellen. Die Teesträucher (Camellia sinensis) brauchen bis zu fünf Jahre, um zu reifen, bevor sie ihr erstes Blatt in Matcha-Qualität ernten können. Und dann ist da noch der handwerkliche Prozess: Das Tencha (das Grundblatt) muss sorgfältig getrocknet und in Steinmühlen gemahlen werden, die eine Stunde brauchen, um nur 40 Gramm Pulver zu produzieren.
Ganz zu schweigen von dem stillen Drama der japanischen Landwirtschaft: Es gibt immer weniger Arbeitskräfte, die den Tee pflücken. Im Jahr 2000 gab es in Japan mehr als 53.000 Teebauern. Im Jahr 2020 werden es nur noch gut 12.000 sein. Die nächste Generation kommt nicht nach, und die jungen Leute sind nicht bereit, ihr Leben auf den Terrassen zu verbringen.
Kaufbeschränkungen, steigende Preise
Das Ergebnis? Große japanische Kaffeehäuser wie Marukyu Koyamaen oder Ippodo Tea haben damit begonnen, die Abnahmemengen pro Kunde zu begrenzen, was bisher noch nie vorgekommen ist. Kaffeehäuser in den Vereinigten Staaten und Europa sprechen bereits von Verzögerungen bei ihren Bestellungen oder Änderungen bei ihren Lieferanten. Und auf Plattformen wie Amazon sind die Preise für Premium-Matcha in diesem Jahr bereits um mehr als 30 % gestiegen.
Eine Übertreibung? Nicht unbedingt. Die nächste Ernte, die im Juni ansteht, könnte den Druck vorübergehend mindern. Aber Experten warnen: Wenn sich der Trend fortsetzt, wird die Verknappung auch Matcha der zweiten und dritten Ernte betreffen, der am häufigsten in Süßwaren oder kommerzielleren Getränken verwendet wird.
Was nun? Das Dilemma des Erfolgs
Was mit Matcha geschieht, ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine uralte Tradition Opfer ihres eigenen Erfolgs werden kann. Während sich Matcha-Latte-Tutorials im Internet häufen, denkt Japan über Maßnahmen nach: Verbesserung der Mechanisierung, Rückgewinnung ungenutzter Flächen, Investitionen in Kampagnen zur Gewinnung neuer Landwirte. Aber all das braucht Zeit. Und Matcha hat es, wie wir wissen, nicht eilig.
Wird uns der Matcha ausgehen?
Kurzfristig nicht. Mittelfristig vielleicht. Klar ist nur, dass die Tage des billigen und reichlich vorhandenen Matcha gezählt sein könnten. Und wenn Sie zu den Menschen gehören, die ohne ihren 9-Uhr-Milchkaffee nicht leben können, ist es vielleicht an der Zeit, über Alternativen nachzudenken... oder zu lernen, jeden Schluck so zu genießen, wie man es vor 500 Jahren in Kyoto tat: mit Zeremonie, mit Respekt und in dem Bewusstsein, dass auch die guten Dinge einmal ein Ende haben.
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Quellen für Informationen
Le Figaro - Die Krise des Streichholzes.
Marukyu Koyamaen - Hinweis auf Kaufbeschränkungen.
The Guardian - Die sprunghaft ansteigende Nachfrage nach Matcha weckt Befürchtungen über eine Verknappung in Japan.
Le Parisien - Japan ist führend bei der Produktion von Matcha.

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