Der Klang des Genusses: In welchen Ländern ist es nicht unhöflich, beim Essen Lärm zu machen?
Du schlürfst eine Nudel und jemand sieht dich schräg an. Oder Sie trinken eine heiße Brühe und hören die Stimme Ihrer Mutter, die sagt: "Mach keinen Lärm, das ist unhöflich". In Spanien sind fast alle von uns mit dieser Warnung aufgewachsen: Der gute Esser ist derjenige, der nicht gehört wird.
Schweigen beim Essen, das nichts mit dem fröhlichen Treiben bei andalusischen oder familiären Mahlzeiten zu tun hat, ist in weiten Teilen des Landes immer noch ein Synonym für Anstand. Doch was hier mit Höflichkeit verbunden ist, wird anderswo mit Kälte verwechselt.
Es gibt Länder, in denen ein Essen ohne Lärm fast unhöflich, lustlos oder sogar respektlos wäre. Hier sind einige von ihnen.
Japan
In Japan ist das Schlürfen von Ramen-Nudeln nicht nur erlaubt, sondern wird erwartet. Es ist eine Art, seine Wertschätzung für das Gericht zu zeigen, und auch eine praktische Technik: Durch das Ansaugen von Luft zusammen mit den Nudeln kühlt die Brühe leicht ab und die Aromen werden intensiviert.
Das Geräusch ist alles andere als lästig, sondern wird als Zeichen verhaltener Begeisterung interpretiert. In einer Ramen-Ya voller Kunden klingt diese Symphonie des rhythmischen Schlürfens wie kollektive Zufriedenheit. In Stille zu essen, wäre dort seltener als in Lärm zu essen.
China
In vielen Regionen Chinas sind die Geräusche beim Essen, der letzte Schluck Tee, das Murmeln der Brühe, das Klacken der Stäbchen beim Servieren, ein natürlicher Teil der Mahlzeit. Man will nicht stören, sondern teilen.
Lärm zu machen bedeutet, am sozialen Akt teilzunehmen: zu feiern, dass es Essen, Gesellschaft und Überfluss gibt. Absolute Stille hingegen kann erzwungen wirken, eine Geste der Distanz oder der Feierlichkeit, die dem Tisch nicht angemessen ist.
Indien
In Indien hat Essen auch einen Klang. Die Geste und das Geräusch vermischen sich: Die Finger versinken im Reis, vermischen sich mit dem Curry, und in diesem leisen Plätschern hört man mehr als nur das Essen. Es ist eine Art, es zu spüren, es zu einem Teil des Körpers zu machen. Das metallische Geräusch des Thali und der Edelstahlgläser, die Stimmen am Tisch, das Murmeln, das jeden Bissen begleitet: Hier hört man den Genuss.
Selbst der Tee hat sein eigenes Geräusch. An manchen Straßenständen wird Chai in kleinen Steingutkannen serviert, die nach dem Genuss achtlos auf den Boden geworfen und zerbrochen werden. Dieser Aufprall markiert das Ende der Pause, ein kleines Ritual, das zum Alltag gehört. Es ist weit entfernt von der Stille, mit der in London eine Tasse Tee getrunken wird.
Arabische Länder
In vielen arabischen Ländern kann das Schweigen am Tisch unangenehm sein. Das Essen ist ein gemeinschaftlicher, lauter und großzügiger Akt: Es wird geredet, gelacht, das Gericht lautstark kommentiert und der Gast aufgefordert, es zu wiederholen. Gastfreundschaft wird (buchstäblich) groß geschrieben. Das geschäftige Treiben an einem arabischen Tisch ist keine Unordnung, sondern ein Fest; das hörbare Zeichen dafür, dass das Essen seine älteste Funktion erfüllt: Menschen zusammenzubringen.
Wenn auch der Körper spricht
Und zwar nicht nur das Geräusch des Schluckes oder des Bisses: In manchen Kulturen gehören sogar die Körpergeräusche zum Essen dazu. Es gibt kein Land, in dem Rülpsen offiziell als "höflich" gilt, aber es gibt Orte, an denen es nicht anstößig ist, wenn es auf natürliche Weise geschieht. In Kulturen, in denen das Essen einen gemeinschaftlichen und reichhaltigen Wert hat (ländliches China, Indien, Naher Osten), wird der Körper nicht vom Akt des Essens getrennt: was hier unterdrückt wird, kann dort als aufrichtige Reaktion des Appetits verstanden werden.
Der Westen: die Verfeinerung des Schweigens
Der Klang des Essens ist eine Sprache, und jede Kultur interpretiert ihn auf ihre eigene Weise. Wo die einen einen Mangel an Manieren hören, nehmen andere Dankbarkeit wahr. In Japan oder China kann ein Schluck eine Art sein, zu sagen: "Das schmeckt mir". In Spanien würde die gleiche Geste ausreichen, um mehr als einen Seitenblick zu provozieren. Letztendlich geht es nicht darum, es richtig oder falsch zu machen, sondern zu verstehen, dass jeder Tisch, jede Kultur ihre eigene Sprache hat. Und bei Ihnen, inwieweit ist Schweigen beim Essen oder Trinken gleichbedeutend mit guten Manieren?
Patricia González
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