ARFID: die wenig bekannte Essstörung, die zur Ablehnung vieler Lebensmittel führt

Montag 3 November 2025 09:51 - Daniele Mainieri
ARFID: die wenig bekannte Essstörung, die zur Ablehnung vieler Lebensmittel führt

In den letzten Jahren wird zunehmend von ARFID gesprochen, einem Akronym für Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder: eine Essstörung, die noch wenig bekannt ist, aber stetig zunimmt, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen . Anders als bei Magersucht und Bulimie geht es bei der ARFID nicht um den Wunsch, Gewicht zu verlieren oder den Körper zu verändern, sondern um eine starke Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel, Geschmäcker oder Texturen. Die Betroffenen neigen dazu, ihre Ernährung drastisch einzuschränken, bis hin zu dem Punkt, an dem sie nur noch wenige Lebensmittel zu sich nehmen, die als "sicher" gelten.

Hinter der scheinbar einfachen Wählerschaft" verbirgt sich oft ein tiefsitzendes Unbehagen, das sowohl die körperliche Gesundheit als auch das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen kann . Das Erkennen und Verstehen von ARFID ist der erste Schritt zu einem bewussten Umgang damit und zur Wiederherstellung eines ausgewogenen Verhältnisses zum Essen.


Wie sich ARFID manifestiert

ARFID unterscheidet sich von anderen Essstörungen durch ihren Ursprung und ihre Motivation. Sie hängt nicht mit dem Gewicht oder dem Körperbild zusammen, sondern mit der Angst oder dem Ekel vor bestimmten Nahrungsmitteln oder Esssituationen.

Menschen mit ARFID können:

  • Lebensmittel aus Angst vor Verschlucken, Erbrechen oder Übelkeit meiden
  • Nahrungsmittel wegen ihrer Farbe, ihres Geruchs oder ihrer Beschaffenheit ablehnen
  • sich auf einige wenige "akzeptable" Speisen beschränken, wie z. B. weiße Nudeln, Brot, Chips oder Joghurt
  • starke Ängste in sozialen Kontexten, die mit Essen zu tun haben
  • Ernährungsdefizite aufgrund einer zu eingeschränkten Ernährung

In vielen Fällen tritt die Störung in der Kindheit auf, kann aber bis ins Erwachsenenalter andauern, wenn sie nicht erkannt und entsprechend behandelt wird.

Die Ursachen: zwischen Angst, sensorischer Empfindlichkeit und Trauma

Die Ursachen von ARFID sind multifaktoriell und oft komplex. Es gibt keine einzelne Ursache, sondern eine Kombination aus biologischen, psychologischen und umweltbedingten Faktoren, die miteinander verwoben sind:

  • Sensorische Überempfindlichkeit: Manche Menschen nehmen Gerüche, Geschmäcker oder Texturen viel intensiver wahr, so dass sie bestimmte Lebensmittel nur schwer vertragen.
  • Traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit Lebensmitteln: Ein Erstickungsanfall oder ein Erbrechen kann die Ablehnung von Lebensmitteln auslösen.
  • Angstzustände oder Autismus-Spektrum-Störungen: ARFID tritt häufiger bei Menschen mit kognitiver Starrheit oder Schwierigkeiten bei der Verarbeitung sensorischer Reize auf.
  • Familiäre Gewohnheiten und sozialer Druck: In einigen Fällen kann ein zu starres Umfeld oder eine übermäßige Konzentration auf das Essen zur Verstärkung der Störung beitragen.

Das Erkennen dieser Anzeichen ist wichtig, um einzugreifen, bevor ARFID die körperliche Entwicklung oder die Entwicklung von Beziehungen beeinträchtigt.

Folgen für die Gesundheit und das tägliche Leben

Die Beschränkung der Ernährung auf nur wenige Lebensmittel kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Ein Mangel an Vitaminen, Mineralien, Eisen und Eiweiß führt zu Schwäche, verminderter Immunität und kann bei jungen Menschen das Wachstum verlangsamen.

Die Auswirkungen von ARFID sind jedoch nicht nur körperlicher Natur. Die Krankheit beeinträchtigt auch die soziale und emotionale Sphäre: Abendessen, Ausflüge oder gesellige Momente werden zu Quellen von Stress und Peinlichkeit. Mit der Zeit besteht die Gefahr, dass sich die Betroffenen isolieren und Angstzustände, Schuldgefühle oder Depressionen entwickeln.

Viele Betroffene beschreiben, dass sie sich "anders" oder "schwierig" fühlen, gefangen in einem Kreislauf aus Ablehnung und Angst. Aus diesem Grund ist ein einfühlsamer und multidisziplinärer Ansatz unerlässlich, der die Arbeit von Ärzten, Psychologen und Ernährungswissenschaftlern kombiniert, um ein gelassenes und sicheres Verhältnis zum Essen wiederherzustellen.

Wie behandelt man ARFID?

Die gute Nachricht ist, dass ARFID erfolgreich behandelt werden kann, sofern die Krankheit frühzeitig erkannt wird. Die wirksamsten Therapien kombinieren psychologische Unterstützung und Ernährungsrehabilitation.

Der Behandlungspfad kann Folgendes umfassen:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zum Abbau von Ängsten und zur Änderung von Überzeugungen in Bezug auf Lebensmittel
  • allmähliche Gewöhnung an vermiedene Lebensmittel unter Anleitung eines Spezialisten
  • Individuelle Ernährungsberatung, um fehlende Nährstoffe aufzufüllen
  • Einbeziehung der Familie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, um ein ruhiges und druckfreies Essumfeld zu schaffen

Das Ziel ist nicht, "alles zu essen", sondern ein ausgewogenes Verhältnis zum Essen wiederzuerlangen, das auf Sicherheit und Neugier, nicht auf Angst oder Ekel beruht.

ARFID: eine nicht zu unterschätzende Essstörung

ARFID ist keine einfache "Essensfixierung", sondern eine komplexe und echte Störung, die Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und eine gezielte Behandlung erfordert. Die Herausforderung ist nicht nur medizinisch, sondern auch kulturell: Man muss lernen, zwischen dem normalen, wählerischen Verhalten bei Tisch und einem Essverhalten zu unterscheiden , das einschränkend und schmerzhaft wird.

Da die Zahl der Fälle auch in Italien zunimmt, bedeutet das Gespräch über ARFID Prävention und Sensibilisierung. Das Verständnis dieser Krankheit ist der erste Schritt, um denjenigen zu helfen, für die Essen kein Vergnügen, sondern eine Quelle der Angst ist. Nur durch Information und Zuhören ist es möglich, das Gleichgewicht und die Gelassenheit in der Beziehung zum Essen wiederherzustellen.

Daniele MainieriDaniele Mainieri
Jeden Tag tauche ich in die Welt des Kochens ein und suche nach neuen Rezepten und Geschmacksrichtungen, die ich teilen kann: von Omas Gericht bis hin zu den neusten Food-Trends. Ich arbeite seit über 10 Jahren in der Lebensmittelkommunikation!

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