Rachel Khoo – Meine französische Küche

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Rachel Khoo – Meine französische Küche

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Die französische Küche ist ja meine – ich liebe sie einfach. Neben den großen, ehrfurchtgebietenden Klassikern hat es mir vor allem die französische Alltagsküche angetan. Und hier kommt Rachel Khoo ins Spiel. Eigentlich hat sie Kunst und Design studiert und danach zunächst im Marketing gearbeitet. Dann aber ging sie nach Paris, um Pâttisière zu lernen. Ihr erstes Kochbuch, “Paris in meiner Küche“*war gleich ein großer Erfolg.

Für ihr zweites Buch nun hat sie Paris verlassen und ist auf der Suche nach neuen Rezeptideen quer durch Frankreich gereist. Sie war in der Bretagne, in Bordeaux und im Baskenland, hat die Provence besucht und Lyon und schließlich auch das Elsass. Von überall hat sie Ideen und Rezepte mitgebracht. Sie hat bekannte Klassiker gründlich durchgerüttelt und geliftet und unbekannte Schätze ausgegraben. Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut.

Kommen wir erst mal zur Optik? Das Buch ist schön anzusehen. Eine Freudin stieß beim Anblick einen kurzen Jubelschrei aus: “Mattes Papier! Toll!” Da hat sie recht, das Papier sieht schön aus und fasst sich wunderbar an. Schön fotografiert ist es auch, das Buch. Nahezu jedem Rezpet steht ein ganzseitiges Foto gegenüber. Mir persönlich sind die Food-Fotos ein wenig zu schön. Viel Styling wurde da betrieben – und ich habe den Eindruck, dass sich die Fotos nicht immer mit den tatsächlichen Kochergebnissen decken: Da lugt ein quietschgrünes, knackiges Stück Lauch aus dem Auflauf, das unmöglich im Ofen gewesen sein kann, auf den Kümmel-Cracker wurden mehr Kümmelkörner drapiert, als man essen möchte, die Griessklösschen wurden wohl in ungekochtem Zustand fotografiert, der Räucherforelle kommt in fröhlichem Lachsrosa daher…und die bildhübsche Fau Khoo sehen wir auch ziemlich oft. Na gut, es gibt schlimmeres als zu schöne Bilder. Nur könnte sich bei so manchem Hobbykoch etwas Frust einstellen, wenn das erzielte Kochergebnis so gar nicht mit dem Rezeptbild übereinstimmen mag.

Die Rezepte haben mir allesamt gut gefallen – und meine Nachkochliste aus dem Buch ist noch recht lange. Besonders angetan haben es mir die neu interpretierten Klassiker. Da wird der Far Breton in kleinen Muffinförmchen gebacken, das Coq au Vin im Ofen knusprig gegart, das berühmte Pôule au Pot wird von einem knusprigen Knoblauchreis begleitet, zum Salzwiesenlamm gibt es gerösteten Buchweizen und Kräutersalat, die Zwiebelsuppe wird mit Süßholz und Schalottenchips aufgepeppt – all das löst einen sofortigen Haben-Wollen-Reflex bei mir aus. Mir gefallen aber nicht nur diese Klassiker, es gibt auch einige Neuentdeckungen für mich, so zum Beispiel den pikanten Crumble mit Meeresfrüchten, die basquischen Tapas oder die Mousse mit weißem Nougat. Was bei mir außerdem für Pluspunkte sorgt, sind die vielen Rezepten aus der französischen Hausmannskost, bei denen angefallene Reste verwertet werden: Braten- und Gemüsereste wandern in Ravioli, Reste einer Schweinshachse kommen in den Gemüseeintopf, für die Chausson kann man nicht nur Schinken, sondern auch Bratenreste verwenden – Daumen hoch für diese Inspirationen.

Die Rezepte funktionieren größtenteils. Manchmal ist etwas Feintuning nötig. Rachel Khoo würzt meist nur mit einer Prise Salz – mir ist das zu wenig. Und mit den Nudelteigen habe ich etwas gekämpft – einer wäre zu weich geworden, wenn ich mich nach dem Rezept gerichtet hätte, der nächste war viel zu fest.

Der Rezepteil wird abgeschlossen durch einige Grundrezepte und Tipps zu Küchenwerkzeugen und Zutaten. Und durch ein Register, geordnet sowohl nach Zutaten als auch nach Gerichten. Die Titel der Gerichte wurden Deutsch und Französisch abgedruckt – hier findet man garantiert, was man sucht.

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Wer meine verhängnisvolle Liebe zu Käsegebäck kennt, den wundert nicht, dass mich die salzigen Butterkekse mit Käse und Tomate in die Küche getrieben haben. Die Kekse sind eben…Käsegebäck, aber die kleine Tomate darauf sieht nicht nur hübsch aus, sondern setzt auch einen frischen, säuerlichen Kontrpunkt. Daumen hoch!

Baguette mit Fischfingern und Erbsenpüree – klingt doch besser als Fischstäbchen, oder? Schmeckt auch besser. Die knusprigen Fischstreifen und das cremige Erbsenpürée waren ein nettes Abendessen, das auch die Kinder begeistert hat.

Nicht so begeistern konnten die knusprigen Auberginenstreifen mit Couscous und Joghurtsauce. Die Auberginen waren länger im Ofen als angegeben, bis sie gar waren. Knusprig wurden sie aber nicht – dafür aber die Schale sehr hart. Gut gefallen haben aber die Aromen: scharf-würzige Aubergine auf zitronigem Couscous mit einer frischen Joghurt-Sauce.

Ein nettes Mittagessen waren die Quenelles, dreifarbige Klösschen aus Grieß. Was bei mir normalerweise als Griesnockerl in der Suppe landet, haben wir diesmal mit etwas Parmesan überrieben und einem Salat dazu gegessen. Schön.

Suchtpotential haben die nett anzusehenden süß-würzigen Roggencracker mit Kümmel und Apfel.

Die Pizza auf Lyoner Art erinnerte mich mit ihrem würzigen Belag aus Hühnerleber, Rinderhack und Tomate rein optisch etwas an die türkische Lahmcun – und sie war ebenso lecker. Besonders angetan hatte es mir der Pizzateig: die verwendete Menge an Olivenöl ließ mich erst mal die Stirn runzeln – aber Teig ist wunderbar. Schön aromatisch uns ganz leicht zu verarbeiten.

Crozets sind kleine quadratische oder rautenförmige Nudeln aus Savoyen. Bei Rachel Khoo werden sie selbstgemacht - aus Buchweizenmehl - und kommen mit geräucherter Forelle und Erbsen auf den Tisch. Das Rezept für den Nudelteig ist fragwürdig – viel zu viel Flüssigkeit. Ich habe nicht alle Flüssigkeit an den Teig gegeben und musste dennoch mit ordentlich Mehl nacharbeiten. Sonst muss ich zum Ergebnis nicht viel sagen – außer, dass mein Sohn dreimal Nachschlag wollte :-)

Ein schnelles, aromatisches Mittagessen ganz für mich allein waren die Blini mit eingelegter Zitrone. Im Original werden sie mit Mangold hergestellt – ich habe Wirsing genommen.

Ein Totalreinfall waren die Dinkelknöpfle mit karamellisierten Zwiebelblättern und Munster. Der Teig hätte eigentlich durch einen Spitzbeutel gesollt, um danach in Streifen geschnitten zu werden. Dazu war er viel zu fest. Ich habe Nocken daraus gemacht….aber diese Teigbatzen haben nicht wirkich geschmeckt. Die Zwiebelblätter sind im Ofen in atemberaubendem Tempo verbrannt. Wir haben dann etwas anderes gegessen. Die Kombination finde ich aber eigentlich klasse – ich werde der Sache eine zweite Chance geben, dann aber mit einem dünnflüssigeren Teig. Und die Zwiebeln karamellisiere ich in der Pfanne.

Wie gesagt ist Rachel Khoo gelernte Pattissière; entsprechend viele reizvolle Süßspeisen gibt es im Buch. Ausprobiert habe ich die Cannelés, ein karamelliges, vanilliges Kleingebäck. Absolute Nachbackempfehlung – Rezept folgt.

“Meine französische Küche” gehört zu den Büchern, die ich sicher immer wieder aus dem Regal holen werde. Wer sich für Rachel Khoos frische Interpretation der französichen Küche interessiert, kann das Buch direkt beim Verlag kaufen. Dort kann man vorab auch schon mal ein wenig blättern.

Vieln Dank an Dorling Kindersley für das schöne Buch!


M magentratzerl

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